In der gegenwärtigen Zeit, die geprägt ist von
Terrorismus, Flüchtlingsströmen, klimatischen Veränderungen, Börsencrashs,
Krankheiten, medialen Einflüssen etc., bekommt die Angst einen immer größeren
Stellenwert, immer mehr Raum, immer mehr Macht. Völlig unbewusst entwickeln
sich in der Gesellschaft zunehmend Ängste, die im gesamten Kollektiv
omnipräsent und allgegenwärtig sind: "Man" hat einfach vor allem
Angst...Angst vor Terroranschlägen, Angst vor Krankheiten, Angst vor
Übergriffen, Angst vor Armut, Angst vor der Zukunft und und und. Die Angst wurde zum stetigen Begleiter und keinem ist mehr bewusst, wie viel Macht die
Angst bekommen hat, wie sie den Alltag, die Lebensqualität, Gesundheit und
Erfolg beeinflusst sowie lenkt. Völlig selbstverständlich wird das Wort in den
verschiedensten Zusammenhängen mehrere Male pro Tag verwendet, im gesprochenen
Wort oder im Gedankengut, ohne sich bewusst zu machen, was dadurch ausgelöst
wird, was Ängste in Wirklichkeit sind und welchen Einfluss sie auf das Leben
haben.
Die Angst ist ein kognitiv erzeugtes Konstrukt, das
aufgrund gewisser Erfahrungen, Ereignisse, die aktiv oder passiv erlebt wurden,
erzeugt wird. Zunächst ist eine Angst völlig surreal, nichts weiter als ein
Gedanke, eine Vorstellung. Mit Gedanken werden gewisse Szenen bzw. Szenerien im
schlimmsten Falle ausgedacht. Das sogenannte Worst-Case-Szenario. Alle
Aufmerksamkeit, alle Gedanken, alle Vorstellungen werden auf den schlimmsten
Ausgang einer Situation gelenkt. Zielorientierte mentale Arbeit. Und da wir
fühlen was wir denken, wird aus einem Gedanken sogar ein Gefühl. Wir fühlen die
Angst schließlich. Unsicherheit, Panik, Herzrasen, Innere Unruhe breitet sich
im gesamten Körper aus. Die Angst, die durch Gedanken konzipiert wurde, hat die
Macht über den Mensch, sie hat ihn im Griff. Und da mit Kraft der Gedanken
etwas sehr konkretes vorgestellt wird, stellt sich dieses Szenario, dieses Bild
auch dem Erzeuger vor, getreu dem Prinzip "was du aussendest, kehrt zu dir
zurück". Was ein Mensch sich vorstellt, wird zur Wirklichkeit. Somit ist
eine Angst eine sich selbst erfüllende Prophezeiung, eine konkrete Bestellung,
die sich in der Realität bewahrheiten wird, denn sonst hätte das gedankliche
Konstrukt, dem so viel Aufmerksamkeit gewidmet wurde, ja keine Berechtigung.
Die ganze mentale Arbeit sollte ja nicht umsonst sein, sondern sollte sich
lohnen. Das Ego, also der Teil im Menschen, der nach Erfolg und Bestätigung
strebt, beeinflusst das Verhalten und es erzeugt im Menschen Illusionen, treibt
unaufhörlich dazu an Recht zu haben und schafft dadurch eine stetige
Unzufriedenheit, Ausweglosigkeit, Perspektivlosigkeit. Das, was vorgestellt
wurde, tritt ein, sonst hätte die Angst ja gar keine Daseinsberechtigung und
das würde das Ego nicht verkraften. Aus der negativen Spirale ist kein
Entrinnen mehr.
Aber wie kann es überhaupt so weit kommen, dass Ängste
entstehen und die Macht über den Menschen ergreifen können?
In meiner Coachingpraxis kommen täglich Klienten aus
Sport, Wirtschaft, Politik, Kultur und Fernsehen zu mir, die mir von ihren
Ängsten berichten und erzählen, was die einzelnen Ängste konkret in ihnen und
ihrem Leben anrichten, wie eingeschränkt sie dadurch sind und sich selbst
nichts mehr zu trauen. Es ist fast unglaublich, wie vielseitig und vielschichtig
Ängste sein können und wie großen Einfluss sie auf Gesundheit, Lebensfreude und
Erfolg haben. Der wahre Grund dafür ist mangelnde Selbstverantwortung. Viele
Menschen sind einfach nicht bereit Verantwortung für sich selbst, für das
eigene Wohl, den eigenen Körper, für das eigene Leben zu übernehmen. Wenn ich
meine Klienten mit dieser These konfrontiere, höre ich meistens "aus Angst
etwas falsch zu machen" als Antwort, was die These unterstreicht. Leider
haben viele Menschen das Gefühl und die Beziehung für/zu sich selbst verloren und
sind auch gar nicht mehr bereit sich mit sich selbst, den eigenen Gefühlen, den
eigenen Bedürfnissen, Fähigkeiten etc. also sich selbst auseinander zu setzen,
um sich vermeintlich selbst zu schützen, denn es könnte ja unangenehm sein und
weh tun, was wiederum ein Trugschluss, eine Selbsttäuschung ist. Denn in
Wahrheit ist dieses Verhaltensmuster eine Selbstsabotage, der erste Schritt
sich selbst abzulehnen. Wie soll so noch erfühlt werden können, was einen
selbst ausmacht und was nötig ist, um sich selbst zu entfalten? Wie soll so
bewusst sein, was richtig, wichtig und gut für einen selbst ist? Wie kann so
ein verantwortungsbewusstes Verhalten für sich selbst eintreten? In sich
entsteht eine Zerrissenheit, eine Unsicherheit, eine Unstimmigkeit, sodass kein
klarer, überzeugter und stimmiger Gedanke mehr gefasst werden kann. Die
Gedanken, die aus dieser inneren Misere entstehen, können schließlich gar keine
Antwort mehr auf das eigene Selbst geben, sondern entfernen einen immer mehr
von sich selbst. Aus dieser mangelnden Selbstverantwortung entsteht eine
Dissonanz, eine Unklarheit im Menschen selbst, die es erschweren, geradezu
unmöglich machen, sich gedanklich vorzustellen, was für einen selbst richtig
ist. Somit können die Gedanken nur in eine verzweifelte, ausweglose, negative
Richtung gelenkt werden, durch die eine Angst erzeugt wird.
Der Schlüssel zur Überwindung einer Angst ist folglich
nicht das Umgehen dieser, denn dadurch kann sie im Unterbewusstsein weiter
wirken in Richtung Selbsterfüllung. Nein, es ist die Bereitschaft, die
Entschlossenheit Verantwortung für sich selbst zu übernehmen, mit sich selbst
in Kontakt zu treten, in sich zu fühlen, sich bewusst zu machen, was das eigene
Selbst ausmacht, worin die persönlichen Stärken, Talente,
Charaktereigenschaften liegen...sich selbst erkennen, zu sich zu selbt stehen, sich
für sich selbst einsetzen. Achtsamkeit und Selbstsorge, auf emotionaler,
mentaler, physischer, seelischer Ebene.
Erkenne dich selbst, lebe dich selbst und dein Leben ist frei von
Ängsten.